Ernst-Ortlepp-Tag 2007 in Droyßig und Zeitz DAS LIED Das Museum Schloss Moritzburg Zeitz, der der am Sonnabend, dem 29. September 2007, im Museum Schloss Moritzburg Zeitz stattfand. Hier das Programm im Einzelnen Dazu hatte Walter Weiße die Ausstellung "Ortlepp in Augenhöhe" konzipiert, von der wir Ihnen einige Beispiele auf der Seite Künstler über Ortlepp einige Beispiele zeigen können. Bericht und Fotos: Helmut Walther
Begonnen hatte der Ernst-Ortlepp-Tag 2007 bereits um 11 Uhr am Geburtsort des Dichters, in Droyßig; im Kavaliershaus
im Schlosspark wurden die Probleme und Perspektiven des Kulturtourismus in der Region erörtert: Wie könnte in naher und mittlerer Sicht das öffentliche
und touristische Interesse an dem vorhandenen Potenzial von architektonischen und geschichtlichen wie auch dichterischen (Ortlepp, Novalis, Gellert, Nietzsche) und musikalischen (Heinrich Schütz, Händel) Gegebenheiten - und dies natürlich
eingebunden in die abwechslungsreiche Natur - gesteigert werden? Welche Aktivitäten in der Region (z.B. Zeitz, Naumburg, Weißenfels, Bad Köstritz, Droyßig, Schkölen u.a., also zum Beispiel die Einrichtung von "Dichterwegen" oder musikalische Veranstaltungen)
könnten zu diesem Zwecke besser vernetzt werden? Anregungen dazu insbesondere auch
aus dem Kreis der Mitglieder sind dem Vorstand der Ernst-Ortlepp-Gesellschaft stets willkommen!
Ein straffes Zeitregiment, zu dem sich der Tagungsleiter vorsorglich mit einer Stoppuhr ausgerüstet hatte, ermöglichte eine Vielzahl von Beiträgen und Lesungen zur Lyrik Ernst Ortlepps, zu welcher die Referenten jeweils 15 Minuten vortrugen. Da die Originalbeiträge soweit möglich hier im Internet vorgestellt werden sollen, erübrigt sich an dieser Stelle ein näheres Eingehen auf deren Inhalt (die als Links ausgebildeten Themen können Sie hier im PDF-Format bereits einsehen.)
Hier die einzelnen Referate und Lesungen:
Inzwischen ist im Jahr 2009 der größte Teil dieser Referate als Band 4 der Schriftenreihe der Ernst-Ortlepp-Gesellschaft erschienen:
Ein kurzer Spaziergang führte viele der Teilnehmer nach Abschluss des Kolloquiums noch zu einem geselligen Beisammensein: Der Partnerschaftsverein Detmold - Zeitz e.V. hatte zu seinem Zeitzer Domizil geladen, dem Steintorturm Am Brühl.
Nach einer leiblichen Stärkung mit Thüringer Bratwurst und frugalem Buffet - zu welchem Pils und Wein gereicht wurden - trugen Henriette Rossner-Sauerbier und Dr. Peter Schütze aus den Werken Ernst Ortlepps vor, womit schließlich ein ereignisreicher und informativer Tag für die Teilnehmer aufs Schönste abgerundet wurde, was sich denn auch in deren anhaltendem Schlussbeifall kundtat. Geselliges Beisammensein der Teilnehmer im Steintorturm
Quelle: Internet MZ-Web: Lokalausgabe Zeitzer Zeitung «Ortleppianer» wenden sich dem Werk des Dichters zuErnst-Ortlepp-Tag 2007 in Zeitz: «Das Lied trägt in sich selbst den Lohn» von Angelika Andräs, 30.09.07 Zeitz/MZ. "Das Lied trägt in sich selbst den Lohn" war das Motto des Ernst-Ortlepp-Tages 2007, der dieses Mal wieder in Zeitz stattfand. Den Vortrag, der sich diesem Thema widmete, hielt Inge Buggenthin aus Hamburg zum Abschluss des Kolloquiums. Doch Ortlepps Gedichten und Fragen der Lyrik schlechthin widmeten sich nicht nur Fachleute, sondern auch Dichter und Künstler. Das im zweiten Teil des Tages, zu dem natürlich wieder die Ernst-Ortlepp-Gesellschaft unter Vorsitz von Roland Rittig eingeladen hatte.Gerade dieser Teil, immerhin standen mit Walter Weiße, Wilhelm Bartsch oder Dr. Kurt Wünsch Namen im Programm, die man in Zeitz und der Region kennt, sollte auch Interessenten aus der Öffentlichkeit anziehen. Indes, man blieb auch hier im kleinen, aber feinen Kreis von gut 40 Frauen und Männern, die auf die unterschiedlichste Weise mit dem lange Zeit vergessenen Dichter aus Droyßig verbunden sind oder sich einfach für diese Facette der Regionalgeschichte interessieren. Mag der Lebenskreis Ortlepps in den Raum um Droyßig, Zeitz, Schkölen, Leipzig und Schulpforta gehören, seine Wirkung zieht – vor allem dank des Engagements des 2001 in Zeitz gegründeten Vereins – inzwischen Experten aus ganz Deutschland zu den Tagungen. In diesem Jahr wurde das Kolloquium beispielsweise geleitet von Dr. Hermann Josef Schmidt, bis 2004 Professor für Philosophie an der Universität Dortmund, der seinen Kurzvortrag Ortlepps dichterischen Intentionen widmete. Mit im Boot bei den Treffen der Ortleppianer sind auch der Landesheimatbund Sachsen-Anhalt und die Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften und Gedenkstätten und natürlich die Gesellschaft zur Förderung des Schlosses Moritzburg Zeitz. In dessen Torhaus, im Kunst- und Museumspädagogischen Zentrum "Johannes Lebek", hatte man sich in diesem Jahr auch getroffen. Ehe der Freyburger Maler Walter Weiße, der bereits mehrere thematische Ausstellungen zu Ortlepp gestaltete, zu seinen übrigens auch zu sehenden Tagebuchblättern "Ortlepp in Augenhöhe" sprach, übernahm Moderator Kai Agthe noch einen anderen Part. Er überbrachte den Dank der Ernst-Ortlepp-Gesellschaft an Dr. Rüdiger Ziemann, zweiter Vorsitzender und Gründungsmitglied, für sein Engagement. "Es braucht Kräfte wie Ziemann bei der Ortlepp-Gesellschaft", so Agthe unter dem Beifall der Anwesenden. Die Zeitungsausgabe der Mitteldeutschen Zeitung vom 1.10.2007 selbst ging neben dem nachfolgenden weiteren Foto auch auf die verschiedenen Veranstaltungen des Ernst-Ortlepp-Tages näher ein - hier die Berichte:
Kai Agthe (Naumburg) Lust und Leid am Leben und im Lied Zum Ernst-Ortlepp-Tag in Zeitz sprachen im September 2007 Wissenschaftler und Dichter Im Juni 2001 wurde auf Initiative von Roland Rittig und Dr. Rüdiger Ziemann die Ernst-Ortlepp-Gesellschaft e.V. in Zeitz gegründet. Angetreten ist der Verein mit dem Ziel, den 1800 in Droyßig geborenen und 1864 bei Schulpforte gestorbenen Dichter, Übersetzer und Herausgeber durch Erforschung seines Werkes die Anerkennung zu verschaffen, die ihm als einem wichtigen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts gebührt, aber zeitlebens und posthum versagt blieb. Mehrere Dichtungen Ortlepps sind auf Anregung der Gesellschaft neu aufgelegt worden. Einer Auswahl von politischen und Naturgedichten, die 1999 unter dem Titel "Klänge aus dem Saalthal" veröffentlicht wurden, folgte 2001 der Separatdruck von Ortlepps Großgedicht "Fieschi". Und mit Hermann Josef Schmidt und Manfred Neuhaus haben zwei Mitglieder des Vereins wichtige Studien über den vergessenen Dichter vorgelegt. Zuletzt erschienen unter dem Titel "Ich dichte fort, bis dieses Leben schwindet" jene Beiträge zu Leben und Werk Ortlepps in einem Aufsatzband (Halle 2006), die während des ersten Kolloquiums im Juni 2004 in der Landesschule Pforta, die Ortlepp besuchte, gehalten wurden. Am 29. September 2007 traf man sich zum zweiten Kolloquium. Die Zusammenkunft im Schloss Moritzburg zu Zeitz stand unter dem – einem Gedicht Ortlepps entliehenen – Titel "Das Lied trägt in sich selbst den Lohn" und widmete sich dessen Lyrik. Das Novum dieser Tagung war, dass nicht nur Wissenschaftler aus Hessen, Hamburg und Sachsen-Anhalt referierten, sondern erstmals auch Schriftsteller aus Mitteldeutschland über ihr Verhältnis zu Ortlepp Auskunft gaben. So bezeugten zwei Seiten, dass dessen Werk von Gewicht und Aktualität ist. Prof. Dr. Hermann Josef Schmidt (Dortmund), einer der besten Kenner Ernst Ortlepps und seiner Zeit, sprach eingangs über dessen dichterische Intentionen. Sein Vortrag ging der Frage nach, inwieweit des Schriftstellers poetisches Wirken als subversiv gelten kann. In jungen Jahren ein dezidiert politischer Autor (der in der Nähe des "jungen Deutschland" zu verorten ist, ohne sich dazu gezählt zu haben), formulierte Ortlepp, den man zwei Jahre ins Zeitzer Arbeitshaus gesperrt hatte, seine Kritik an Staat und Religion später deutlich subtiler. Es folgten zwei Referate, die einzelne Dichtungen Ortlepps analysierten. Thomas Schneider (Schlüchtern) sprach über das unter dem Pseudonym Omikron publizierte Frühwerk "Donnerkeil, in die Zeit geschleudert"; Prof. Dr. Thomas Höhle (Halle) folgte mit überaus genauen Ausführungen über die von Ortlepp 1843 in Stuttgart herausgegebene Anthologie "Napoleon-Lieder". Der Emeritus ging dabei auch der spannenden Frage nach, welches Bild vom "großen Korsen" der Dichter selbst in seinem ausführlichen lyrischen Prolog zeichnete. Christian Eger (Halle), Kulturredakteur der Mitteldeutschen Zeitung und Herausgeber von ausgewählten Werken Friedrich von Matthissons (1761-1831), referierte über die mögliche Verbindung zwischen Matthisson und Ortlepp, die beide zum Redaktionskreis der von Karl Herloßsohn in Leipzig herausgegebenen Zeitschrift "Der Komet" zählten. Begegnet sind sich beide, die vier Lebensjahrzehnte trennten, persönlich wohl nie. "Es ist auch schwierig, sich diese unterschiedlichen Dichter an einem Tisch vorzustellen", so Eger. Gleichwohl sind Parallelen zu erkennen: Die gemeinsame Vorliebe für Beethoven, die Verehrung für Goethe und die Abneigung gegen die Brüder August Wilhelm und Friedrich Schlegel. Matthisson hat für das Leipziger Periodikum vor allem seinen guten Namen gegeben, da außer einem wenig herausragenden Gedicht keine weiteren Veröffentlichungen im "Komet" nachweisbar sind. Dr. Rüdiger Ziemann (Langenroda), dem an diesem Tag explizit für sein Engagement in der Ernst-Ortlepp-Gesellschaft e.V. unter dem herzlichen Beifall der Anwesenden gedankt wurde, hat das aus stattlichen 162 Stanzenstrophen bestehende Ortlepp-Gedicht "Der Traum", für das u.a. Calderon und Byron Pate standen, einer neuen und überaus genauen Lektüre unterzogen. Das daraus resultierende Referat überzeugte durch literarhistorische Präzision und analytische Schärfe. Der Unterzeichnende dieses Beitrags wiederum wandte sich der späten Lyrik Ortlepps zu, und hier vor allem jenen lyrischen Texten, die zwischen 1854 und 1864 im "Naumburger Kreisblatt" erschienen, hohe Festtage und Monarchen-Geburtstage thematisieren, und, so die These, nicht nur "Gelegenheitsgedichte zu gehobenen Anlässen", sondern formal und inhaltlich auch Gelegenheitsgedichte im besten Sinne des Goethe-Wortes sind. Ortlepps späte Gedichte wird man doppelbödig nennen dürfen: Denn in den scheinbar so harmlosen Texten wird unter dem Deckmantel lyrisch gestimmter Festtagsfreude Gesellschaftskritik geübt. Der unter dem Titel "Ernst Ortlepp in sozialer Bedrängnis" stehende Vortrag von Prof. Dr. Gerald Wiemers (Leipzig) musste, wegen eines Auslandsaufenthalts des Referenten, zwar verlesen werden, verfehlte aber seine Wirkung nicht. Die von Hans-Joachim Richter vorgetragenen Ausführungen ließen aufhorchen, weil Wiemers neue Details aus dem Leben des Dichters mitteilen und damit das unvollständige Puzzle, das Ortlepps Biographie noch immer ist, weiter füllen konnte. So wurde über seine bislang unbekannten Versuche berichtet, Mitarbeiter der in Leipzig verlegten Zeitschriften "Gartenlaube" und "Der Dorfbarbier" zu werden. Wiemers konnte auch Auszüge aus Bittbriefen zitieren, die Ortlepp in seiner Stuttgarter Zeit schrieb, um sein Überleben zu sichern. Umsonst: Seine Mittellosigkeit führte im Jahre 1853 zur Ausweisung Ortlepps aus Württemberg. Das kann insofern als Wiederkehr des Gleichen betrachtet werden, weil bereits der junge Ortlepp im Jahre 1836 die Stadt Leipzig aus genau den gleichen Gründen zu verlassen hatte. Von der Aktualität Ortlepps für das Theater kündete der Vortrag von Dr. Peter Schütze (Detmold). Der Germanist und Bühnenregisseur hatte im Sommer 2007 in der Nähe von Detmold William Shakespeares "Sommernachtstraum" zur Aufführung gebracht – und zwar in der Übersetzung Ortlepps. Ähnlich wie zuvor Christoph Martin Wieland und August Wilhelm Schlegel, so hat auch Ortlepp alle Dramen des großen Dichters aus Stratford-upon-Avon ins Deutsche übersetzt. Diese Varianten verglich Schütze in seinem Referat. Während die Schlegelsche Lesart sprachlich wohlgeraten, aber "zu ungenau" sei, bewege sich Ortlepp "viel näher am Original". Ortlepp habe die Komödie um Titania und Oberon wesentlich theatergerechter übertragen als der Romantiker. Schütze sprach in diesem Zusammenhang von einem "gestischen Übersetzen", das etwa August Wilhelm Schlegels Version fehle. Aber natürlich merke man der Ortlepp-Übertragung an, dass sie in kurzer Frist entstanden ist. Die Presse in Nordrhein-Westfalen bescheinigte Schütze nach der "Sommernachtstraum"-Premiere übrigens, eine "komödiantische Meisterleistung" abgeliefert zu haben. 2008 will Schütze Shakespeares "Othello" inszenieren – natürlich in Ernst Ortlepps Übertragung! Dr. Inge Buggenthin (Hamburg) hinterfragte den Titel der Veranstaltung kritisch, indem sie ihr Referat unter die Überschrift "Trägt das Lied in sich selbst den Lohn?" stellte. Ferner konnte sie auch Beweise dafür erbringen, dass es sich – wie schon Hermann Josef Schmidt vor geraumer Zeit in seinem Buch "Der alte Ortlepp war’s wohl doch" (2004) vermutete – bei dem Verfasser eines im Verlag von Louis Garcke in Naumburg erschienenen dreibändigen "General-Lexikons" tatsächlich um keinen Geringeren als Ernst Ortlepp handelt. Der zweite Teil der Veranstaltung gehörte einem bildender Künstler und fünf Dichtern. Am Anfang stand der Maler Dr. Walter Weiße (Freyburg), der über sein Tagebuch sprach, in das in den vergangenen Jahren immer wieder schriftliche Reflektionen und Zeichnungen zu Leben und Werk Ernst Ortlepps Eingang fanden. Ihm folgten die Lyriker Wulf Kirsten (Weimar), Wilhelm Bartsch, André Schinkel, Ralf Meyer und Dr. Kurt Wünsch (alle Halle), die sich dem Werk des Kollegen aus dem 19. Jahrhundert essayistisch näherten. Der Abend klang mit Gedichten Ortlepps aus, die Henriette Rossner-Sauerbier und Peter Schütze nach einem Essen rezitierten, das der Partnerschaftsverein Detmold-Zeitz e.V. für die Mitglieder, Referenten und Freunde Ernst-Ortlepp-Gesellschaft e.V. organisiert hatte. Zuletzt ist an den ersten Redner des Ernst-Ortlepp-Tags zu erinnern: Dr. Jörn Weinert (Halle), Geschäftsführer des Landesheimatbundes Sachsen-Anhalt e.V., hatte die Veranstaltung mit einem klugen, die Größe und Tragik des Dichters genau umreißenden Geleitwort eröffnet. Die wissenschaftlichen Referate und essayistischen Beiträge dieses zweiten Ortlepp-Kolloquiums werden voraussichtlich Anfang 2008 in einem Tagungsband erscheinen. Inzwischen ist bei der Mitteldeutschen Zeit im Februar 2010 eine Besprechung des Bandes von Angelika Andräs erschienen. Lesen Sie mehr ...
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